Chronik der Schützenbruderschaft Liesen

Seit Menschengedenken hat in Liesen ein Kriegerverein bestanden. Nach Art der späteren Schützenfeste wurde jedes Jahr an einem Sonntag im Sommer das Kriegerfest gefeiert. Für dieses Fest stand allerdings kein bestimmtes Gebäude oder ein fester Platz zur Verfügung, so dass zuerst vor Voggels Haus, auf Peiwels Hof oder auf Veltens Hofraum gefeiert wurde. Später wurde für diese Kriegerfeste von Veltens ein Grundstück in der Weßbach angemietet. Die dort vorhandene Scheune diente als Tanzzelt. Außerdem wurde auf der Wiese davor noch ein Lakenzelt aufgestellt in dem die Festbesucher bewirtet wurden. Als Tische und Bänke dienten in die Erde getriebene Pfähle auf die Bretter genagelt wurden. Nach dem Kriegerfest wurden Pfähle, Bretter und das Lakenzelt für das nächste Jahr wieder eingelagert.


chronik chronik01Im Jahre 1898 gründeten dann junge gediente Soldaten den Schützenverein. Erster Hauptmann und gleichzeitig erster Vorsitzender wurde Konrad Harbecke (Hauses). Schrift - und gleichzeitig Kassenführer wurde Johann Harbecke (Schlahmüllers). Die Regelung mit den doppelten Ämtern bestand bis 1928, danach wurden diese getrennt. Sofort nach der Gründung des Vereins wurde eine eigene Fahne in Auftrag gegeben. Durch einen namhaften Maler ließ man auf steifem Leinen einen Bildstock mit dem Heiligen Hubertus malen. Ergänzt wurde der Bildstock durch die eingestickte Aufschrift "Tugendhaft im Herzen treu - jedem Schützen dies teuer sei".



Diese Fahne wurde den Schützen bis ins Jahr 1973 vorangetragen und dann durch eine neue Fahne ersetzt. Heutzutage hat sie ihren Ehrenplatz eingerahmt in der Schützenhalle.



chronik chronik02Im Jahre 1925 wurde das Schützen- fest erstmalig in der Dreschhalle der Gemeinde Liesen an der oberen Mühle gefeiert. Vor dem Fest musste die Dreschhalle mit der Feuerwehrspritze vollkommen ent- staubt werden. Das dazu benötigte Wasser holte man aus dem Mühlen- graben. Die Festschänke pachtete der Wirt Schüngel aus Dreislar für Insgesamt 400,00 Mark.Um gewisse Rechtsansprüche geltend zu machen wurde im Jahre 1928 das Vereinsstatut geändert und der Schützenverein wurde ein " eingetragener Verein ". In der Generalversammlung am 29.09.1929 wurde der Beschluss zum Neubau einer Schützenhalle gefasst.


   
chronik chronik03Die Pläne hierzu kamen vom Bau- unternehmer Peis aus Züschen. Laut Bauvertrag vom 13.04.1932 verpflichteten sich der Zimmermeister Anton Blüggel und Maurermeister Theodor Peis die Halle bis zum 01.07.1932 zum Gesamtkostenbetrag von 3.954,60 Reichsmark schlüssel- fertig fertig zustellen. Zur Schließung der Finanzierungslücke wurde bei der Amtssparkasse Hallenberg ein Darlehen von 600,00 Reichsmark zum Zinssatz von 6 % aufgenommen. Ein weiteres Darlehen von 1.500,00 Reichsmark bekam man von der Dortmunder Aktien Brauerei. Im Jahre 1937 wurde der Schützenverein in den Reichsschützenbund und damit in den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert und musste die Einheitssatzungen des deutschen Schützenverbandes anerkennen und bekannt geben.



Des weiteren wurde in diesem Jahr eine neue Toilettenanlage für 965,00 Reichsmark durch die Firma Strieder aus Bromskirchen errichtet. Die alte Anlage wurde meistbietend für 13,00 Reichsmark an Franz Brieden zum Abbruch verkauft. In der Jahreshauptversammlung am 27.07.1941 wurden die neuen Einheitssatzungen bekannt gegeben und angenommen. Paragraph 18 sah vor, dass im Falle einer Vereinsauflösung das gesamte Vereinsvermögen an den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen fallen sollte. In den Jahren 1942 bis 1946 gab es wegen des Krieges keinen Anlass ein Schützenfest zu feiern.

chronik chronik04In den Jahren 1943 und 1944 wurde sowohl von den älteren als auch von den nicht zum Kriegsdienst herangezogenen Schützen eine freiwillige Spende an den Verein geleistet, so dass die restliche Darlehensschuld von 1000,00 Reichsmark bei der Dortmunder Aktien Brauerei vollends getilgt und die Hypothek im Grundbuch gelöscht werden konnte. Im Frühjahr 1945 berührten die Kriegswirren auch Liesen. Der Kassierer Konrad Brieden musste kurzfristig sein Haus räumen und stellte nach dem Wiedereinzug fest, dass die Vereinskasse mitsamt Inhalt und sämtlichen Belegen verschwunden war. Die traurige Bilanz des 2. Weltkrieges für Liesen : - 27 junge Männer sind gefallen und weitere 8 sind noch vermisst -. Aufgrund der 1941 diktierten neuen Einheitssatzung sah die Militärregierung der Alliierten die Schützenvereine nach 1945 als NS-Organisationen an und beschlagnahmte deren Vermögen.

   
chronik chronik05Im Jahre 1947 feierte man bei Dünnbier und selbstgebranntem Balkenbrand erstmalig wieder ein Schützenfest nach dem 2. Weltkrieg. Auf Anordnung der Militärregierung musste der Vogel mit Holzkeulen abgeworfen werden. Im Jahre 1948 konnte der Verein auf sein 50 jähriges Bestehen zurückblicken. Zum Jubiläumsfest wurden zwei Armbrüste angeschafft, womit der Jubelkönig ausgeschossen wurde. Durch die neue Satzung vom 02.06.1949 wurde der Schützenverein in " St. Hubertus Schützenbruderschaft Liesen e.V. " umbenannt. Die neue Satzung musste der Militärregierung zur Genehmigung vorgelegt werden. Am 09.06.1949 wurde die Mitgliedschaft im Diözesanverband der Historischen Schützenbruderschaften beantragt. Erst danach konnte die Aufhebung der Vermögenssperre beantragt werden.


Aufgrund des Beschlusses des allgemeinen Organisatorischen Ausschusses in Celle vom 16.02.1951 ist die St. Hubertus Schützenbruderschaft Liesen am 24.03.1951 wieder als Eigentümerin des Hallengrundstückes, Flur 7, Nr. 148/181, " Hofraum an der Bartenhelle ", 22,64 ar im Grundbuch beim Amtsgericht eingetragen worden.

chronik chronik06Zum 60 jährigen Bestehen wurde 1958 eine Jungzugfahne bei der Firma Fahnen-Reuter für 1.100 DM gekauft. Die Fahnenweihe wurde während der Schützenmesse durch Pfarrer Doering vorgenommen. Im Jahre 1963 wurde eine Umlage von 15,00 DM pro Mitglied erhoben, um die Kosten für die Instandsetzung der Schützenhalle abzudecken, da große Schneemassen im Winter die Schützenhalle schwer beschädigt und fast zum Einsturz gebracht hätten, weil alle drei Eisenbinder des Daches gebrochen waren. Am 13.06.1972 wurde die Schützenbruderschaft in den Sauerländer Schützenbund aufgenommen. Im Jahr 1973 feierte die Bruderschaft ihr 75 jähriges Bestehen. Am Jubiläumsfest nahmen die Nachbarvereine aus Hallenberg, Braunshausen, Hesborn, Medelon, Dreislar und Bromskirchen teil. Die 75 Jahre alte Schützenfahne wurde durch eine von Dr. Karl-Heinz Bund, Vorsitzender der Ruhrkohle AG Essen-Bredeney, gestiftete neue Fahne abgelöst und während des Schützenhochamtes geweiht. In der Jahreshauptversammlung am 12.01.1974 wurde der Vorstand beauftragt eine Planung zum Anbau einer dringend benötigten neuen Küche zu erstellen.

In Folge dessen wurde die Schützenhalle in Richtung des Kugelfanges verlängert und die gesamte Vorderfront massiv hergerichtet. Am 22. November 1978 wurde von den Schützenvorständen der Ortschaften Hallenberg, Liesen, Braunshausen und Hesborn der Stadtschützenverband Hallenberg gegründet. Im Jahre 1979 beschloss man die Anschaffung einer neuen Bestuhlung für die Schützenhalle uns entschied sich für die Offerte der Firma Kusch aus Hallenberg zum Gesamtkostenbetrag von 30.000 DM.

chronik chronik07Im Jahre 1985 konnte dem ausscheidenden Vorstandsmitglied Gottfried Berkenkopf der " Orden für hervorragende Verdienste " des Sauerländer Schützenbundes überreicht werden. Hiermit wurden seine langjährigen Tätigkeiten als Kassierer und Schriftführer in der Schützenbruderschaft gewürdigt. Zum Schützenfest 1990 wurde Hauptmann Theo Werth, der dem Vorstand der Bruderschaft seit etlichen Jahren angehört, zum Major befördert. Diese außergewöhnliche und seltene Ernennung wurde aufgrund seiner hervorragenden Leistungen in der Schützenbruderschaft vorgenommen. Des weiteren wurde Theo Werth im Jahre 1992 ebenfalls der " Orden für hervorragende Verdienste " verliehen. Im Jahre 1993 bewarb sich die Schützenbruderschaft Liesen um die Kreis- schützenversammlung und richtete diese 1994 aus. Im Jahre 1995 fand erstmals ein Treffen aller Könige und Königinnen der St. Hubertus Schützenbruderschaft statt. Dieses Treffen soll künftig im Fünfjahrestakt fortgeführt werden. Im Jahre 1998 blickten die Schützen auf ihr 100 jähriges Bestehen zurück und feierten dieses mit einem großen Jubiläumsschützenfest vom 01. bis 03. August.

Die Höhepunkte des Jubiläumsschützenfestes waren das Kaiserschießen am Samstagnachmittag, bei dem Berthold Dollberg den Vogel abschoss und seine Frau Michaela zur Kaiserin wählte, der große Zapfenstreich am Samstagabend in der Schützenhalle und der Festzug am Sonntagnachmittag an dem auch die Nachbarvereine aus Hallenberg, Züschen, Hesborn, Braunshausen, Dreislar, Medelon und Bromskirchen teilnahmen. Anlässlich des 100. Jubiläums im Jahr 1998 wurde eine Festschrift herausgegeben, in der die Vereinsgeschichte ausführlich dokumentiert ist. Das Lieser Schützenfest wird jährlich entweder am fünften Juliwochenende oder am ersten Wochenende im August, das Kinderschützenfest im September gefeiert.

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